Vergriffene Titel des Galiani-Gesamtprogramms
Auf dieser Seite bieten wir eine Übersicht aller Titel unseres Gesamtprogramms, die inzwischen leider vergriffen – also weder als Original- oder Taschenbuchausgabe oder als E-Book im Buchhandel erhältlich – sind. In Antiquariaten, ob analog oder online, kann man aber durchaus noch fündig werden ...
Heiko Arntz (Hg.): Der komische Kanon
Tränen gelacht bei Kafkas »Prozeß«
Schluss damit! Wir wollen sie nicht mehr hören, die Mär vom bierernsten Deutschen, vom drögen Schweizer, vom miesepetrigen Österreicher. Denn zumindest was die literarische Komik angeht, gilt: Schriftsteller deutscher Zunge sind durchaus auf Weltniveau – und sie waren es auch schon immer. Kaum ein Erzähler von Rang, der sich nicht als Humorist verstand und es auch war: von Grimmelshausen über Wieland, Heine, Fontane, Mann, Kafka, Tucholsky, Hildesheimer, Doderer bis Henscheid oder Arno Schmidt.
Heiko Arntz, ehedem langjähriger Lektor beim Haffmans Verlag, hat beschlossen, das Vorurteil vom humorlosen Deutschen ein für alle Mal zu widerlegen. Dazu hat er eine Anthologie zusammengestellt, die es in sich hat: Komik aus fünf Jahrhunderten, erstmalig zwischen zwei Buchdeckeln versammelt. Der Conradi des Humors gewissermaßen, so unterhaltsam wie bildend.
(erschienen 2011)
Frank Böckelmann: Risiko, also bin ich
Das Leben kann man nicht versichern
Vom Abschluss einer Versicherung bis zum Besuch einer Vorsorgeuntersuchung, vom Ehevertrag ohne Gütertrennung bis zur Altersvorsorge nach Riester, von der Buchung des Feriendomizils per Internet bis zur Wahl der Geldanlage – der moderne Mensch muss am laufenden Band Entscheidungen treffen, die eigentlich seinen Horizont übersteigen. War es früher gesellschaftlicher Konsens, zu heiraten, Kinder zu bekommen und Häuser zu bauen, ist heute nichts mehr allgemeinverbindlich. Und ständig ist man gezwungen, bei mangelndem Kenntnisstand über Risiken und Nebenwirkungen, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Freilich steht ein Heer von Beratern bereit – doch helfen sie wirklich? Die Betreuung durch einen Scheidungsanwalt löst häufig den totalen Streit erst richtig aus; die Berater neigen dazu, ihre Klientel in Abhängigkeit zu halten und eher auf Nummer sicher zu gehen. Die Kultur des lustbetonten Risikos hat bei ihnen keine Chance.
In einem bisher nie dagewesenen Unterfangen hat sich Frank Böckelmann, Autor, Kulturwissenschaftler und Risikoanalyst, in das Meer entscheidungsträchtiger Alltagssituationen gestürzt und ist ihren wirklichen Knackpunkten auf den Grund gegangen. Mit großer Sprachlust kitzelt er so manches Problem, bis es niest. Viele Schwierigkeiten lösen sich dabei in Luft auf, aber oft gilt es auch, das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und lustvoll Neues zu wagen. Das inspirierte Risiko birgt mehr Lebensqualität, als mancher bisher annahm.
(erschienen 2011)
Christopher Brookmyre: Angriff der unsinkbaren Gummienten
Brookmyre at his best
Telepathie und Stimmen aus dem Jenseits? Gegenstände, die sich aus der Luft materialisieren? Alles Hokuspokus, Aberglaube und Spinnerei? Nachdem Gabriel Lafayette, der amerikanische TV-Star mit besonderen Gaben, die er selbst einen Fluch nennt, in einer beeindruckenden Séance mit der verstorbenen Frau des Möbeltycoons Lemuel gesprochen hat, will dieser an der Uni Glasgow ein wissenschaftliches Institut zur Untersuchung paranormaler Phänomene gründen. Vorher soll Lafayette unter strengster Kontrolle seine Gabe unter Beweis stellen. Eine wissenschaftliche Sensation von historischem Ausmaß! Aber kann das wirklich wahr sein? Jack Parlabane, seines Zeichens Journalist von der unbequemen Sorte ( jedenfalls für korrupte Politiker oder betrügerische Firmenbosse), hat Zweifel. Er ist einer, dem man nichts vormachen kann – und der eigentlich jede Art von Geisterglaube und Parapsychologie für Quatsch hält. Doch es geschehen immer unerklärlichere Dinge, und in Jack keimt der Zweifel. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse, und er entdeckt die perfekte Undercover-Tarnung für die fetteste Story, die er je am Haken hatte.
Christopher Brookmyre überschüttet uns mit Täuschungsmanövern, Tricks und falschen Ködern, bis man beinahe bereit ist, an wirklich alles zu glauben – und zieht dann elegant grinsend den Stöpsel.
Aus dem schottischen Englisch von Hannes Meyer.
(erschienen 2014)
Georg Brunold (Hg.): Nichts als die Welt
Quer durch die Menschheitsgeschichte und rund um die Welt
Tacitus sah, wie Nero Rom niederbrennen ließ. Plinius erlebte den Ausbruch des Vesuv, der Pompeji und Herculaneum verschüttete. Walt Whitman war dabei, als Abraham Lincoln erschossen wurde. Georges Simenon traf Hitler im Fahrstuhl, und Ernest Hemingway marschierte ins von den Deutschen besetzte Paris ein. Georg Brunold hat in Nichts als die Welt. Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren 155 Autoren versammelt, die von den großen und bedeutenden Umbrüchen der Menschheitsgeschichte erzählen, die aber auch in den alltäglichen Details das Seltsame und Besondere finden. Ein »Eidechs in den Apenninen« etwa erregt die Aufmerksamkeit von Heinrich Heine, die Sitten der Ägypter machen Herodot staunen. Machiavelli findet, dass Deutsche nicht reich sein müssen, und Caesar überlistet die Helvetier. Der Leser schaut den großen Autoren der Weltliteratur über die Schulter, lässt sich mitnehmen auf eine literarische Reise durch die Zeit und mehrmals um die Welt. Wir reisen mit den Berichterstattern zu Schiff – mit Kolumbus an Bord der Santa Maria oder mit dem Ehepaar Bishop im Rettungsboot der Titanic -, gehen barfuß nach Canossa, fahren im Zug nach Odessa, verteidigen die Bastille, sehen die Mauer fallen. Wir sitzen mit in den Gerichtssälen, wo Fitzroy Maclean Zeuge eines stalinistischen Schauprozesses wird und Hannah Arendt den Angeklagten Eichmann beobachtet. Wir besuchen Onkel Ho in Hanoi, den Vorsitzenden Mao, die Krönung Haile Selassies, Ford in Detroit.
Für Nichts als die Welt hat Georg Brunold auch zahlreiche Texte gefunden, die es seltsamerweise bisher auf Deutsch nicht gab: Ibn Khalduns Bericht über seinen Besuch bei Tamerlan, Janet Flanner über Hitlers Stimmbänder, Ian Buruma über Benazir Bhutto, um nur einige zu nennen. Zwölf von Daniel Schwartz ausgewählte und arrangierte Fotoreportagen aus den letzten zehn Jahren ergänzen die 164 Texte; mit Bildern aus einem Frauenkrankenhaus im Kongo, vom 11. September oder von den ehemaligen Angestellten von Lehman Brothers beim Finanzcrash von 2008. Auch sie sind Glanzstücke der Reportage und erzählen von Themen, die noch die nächsten Jahrzehnte prägen werden. Georg Brunold hat mit der Arbeit an Nichts als die Welt eine mehrjährige, vieltausendseitige Leseodyssee durch alle Zeiten und Länder hinter sich. Als »die längste Reise meines Lebens« bezeichnet der in aller Welt gereiste ehemalige Redakteur von DU seine Arbeit. In der angehängten »Bibliothek des Reporters« erzählt er in 30 thematischen »Lieferungen« von den Büchern, die ihn bei seiner Arbeit und durch sein Leben begleitet haben.
Ein gigantischer Foliant, erschienen zur Verlagsgründung 2009.
Georg Brunold (Hg.): Nichts als der Mensch
Über 300 Autoren aus 2500 Jahren erforschen das Rätsel Mensch
Was ist der Mensch? Was ist seine Stellung in der Welt? Ist er von Natur aus gut oder schlecht? Nach welchen Regeln funktioniert er? Das sind die Grundfragen allen Nachdenkens und Sinnierens, die die Neugierigeren unserer Spezies seit jeher umtreiben.
Georg Brunold hat sich mit den großen Autoren der Menschheitsgeschichte auf Spurensuche gemacht. Nichts als der Mensch versammelt Texte aus über 2500 Jahren rund um den Planeten, von Menschen, die Extremes erlebten, Tiefes dachten, scharf beobachteten und hintersinnig fragten. Wir begegnen radikalen Philosophen, schwärmerischen Dichtern und nüchternen Wissenschaftlern – aber auch Menschen in Extremsituationen: solchen, die bereit sind, ihr Leben einer Idee zu opfern, Gefangenen in den Straflagern Maos, Sklaven und Sklavenfängern, zum Tode Verurteilten, Taubstummen, Insassen der Psychiatrie, Pestkranken, Kastraten, denkenden Dichtern, Glaubensfanatikern, Opiumsüchtigen, Onanisten, Mozart auf Arbeitssuche, Casanova auf der Flucht aus den Bleikammern Venedigs und viele andere mehr. Eine faszinierende Entdeckungsreise von der Frage nach Gott bis zur Funktion der Flatulenz.
(erschienen 2013)
Douwe Draaisma: Die Heimwehfabrik
Vom späten Erwachen der Erinnerung
Wird das Gedächtnis älterer Menschen wirklich schlechter – oder wird es nur anders? Douwe Draaisma, Heymanspreisträger und Professor für Psychologie mit Spezialgebiet Gedächtnisforschung, sieht das anders. Sicher, manche Funktionen des Gedächtnisses werden schlechter – andere dafür aber erwachen erst so richtig, wenn man in die Jahre kommt. Das aber können viele Menschen nicht akzeptieren. Deshalb setzen sie alles daran, ihr Gedächtnis in den gewohnten Funktionen fit zu halten, mit Mitteln vom Gedächtnistraining bis zu Vitaminpräparaten. Doch wie sinnvoll ist dies alles? Und sind die Voraussetzungen, die zu dieser Sicht auf die Dinge führen, die richtigen?
Mit souveräner Kenntnis großer Zusammenhänge und dem nötigen Blick für kleine Details entkräftet Douwe Draaisma die Allgemeinplätze über das Alter und erzählt die wahre Geschichte des älter werdenden Gehirns, über die Ungreifbarkeit der Erinnerung, den Markt des großen Vergessens und über das Heimweh nach der Welt, die nur noch in der Erinnerung lebt. Aber auch über die unerwarteten Freuden, die ein älter werdendes Gedächtnis beschert, wie den sogenannten Reminiszenzeffekt, der dazu führt, dass Erinnerungen an die Jugend oft mit neuer Kraft zurückkehren. Draaismas Die Heimwehfabrik macht deutlich, dass die Zeit nicht nur etwas mit dem Gedächtnis macht – das Gedächtnis macht auch etwas mit der Zeit.
Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer.
(erschienen 2009)
Werner Fuld: Das Buch der verbotenen Bücher
Die Siege des Wortes über die Macht
Gibt die Nachwelt jedem verbotenen Buch die ihm gebührende Würde zurück, wie Tacitus angesichts einer Bücherverbrennung vor 2000 Jahren prophezeite? Oder lassen die Flammen gar manche Schrift erst in hellem Licht erstrahlen, die sonst im Dunkeln geblieben wäre? Ovid wurde von Kaiser Augustus im Jahre 13 n. Chr. verbannt, auf dem Vatikanischen Index fanden sich zwar Kant und Gregorovius, nie jedoch Hitler, Lenin oder Marx. Mit ihnen befasst sich Fuld ebenso wie mit erotischer und ketzerischer Literatur, mit den Schwarzen Listen unter den Nazis, in der DDR und natürlich auch in der BRD, wo Texte als »staatsgefährdende Schriften« verboten wurden, die als kommunistisch eingestuft wurden oder Kritik an der Bundesregierung oder den Alliierten übten.
Noch heute werden hierzulande im Schnitt jährlich 300 Bücher verboten, 1995 etwa Bret Easton Ellis’ Weltbestseller American Psycho, der erst 2001, nach mehreren Gerichtsverfahren, freigegeben wurde. Fast alle großen Klassiker, von Goethes Werther über Flauberts Madame Bovary und Prousts Récherche bis Joyces Ulysses oder Nabokovs Lolita (zuerst in einem pornographischen französischen Verlag erschienen, weil niemand sonst es drucken wollte), haben z.T. turbulente Verbotsgeschichten aufzuweisen. Doch Fuld widmet sich nicht nur der westlichen Welt. Auch China, Russland und die islamischen Länder hat er im Fokus. Weltweit ist die Liste verbotener Bücher schier endlos, und ständig kommen neue hinzu. Grund genug, ihnen und ihrer Geschichte endlich ein eigenes Buch zu widmen.
(erschienen 2012)
Werner Fuld: Eine Geschichte des sinnlichen Schreibens
Werner Fuld schreibt die Geschichte der sinnlichen Literatur neu.
Erotische Literatur wird heute meist von Frauen für Frauen geschrieben. Aber das ist nicht neu: In der italienischen Renaissance dichteten Kurtisanen – bewundert von den männlichen Kollegen. Im liberalen England um 1670 begeisterten Autorinnen wie Aphra Behn ihr Publikum mit Komödien und frivolen Romanen. Es waren Lehrstücke zur sexuellen Unabhängigkeit und gegen die Konventionsehe. Lange vor der Aufklärung prägten schreibende Frauen die französische Salonkultur und gaben mit freizügigen Themen den Ton an. Von ihnen lernten Autoren wie Crébillon und Voltaire, dessen Jungfrau von Orléans dann für einen handfesten Skandal sorgte. Erst nach der Französischen Revolution bekamen bürgerliche Moral und die christlich puritanischen Tugenden wieder die Oberhand, die freizügigen Werke verschwanden europaweit aus den Regalen – und ihre Autorinnen aus dem kulturellen Gedächtnis.
Sinnliche Literatur wurde zur Bückware und büßte ihre emanzipatorische Kraft ein. Erst seit Kurzem haben Frauen dieses Feld wieder neu für sich entdeckt und, mit Erica Jong, die Angst vorm Fliegen verloren. Werner Fuld zeigt auf seiner Spurensuche erstmals das gesamte Spektrum sinnenfroher Schreibkunst. Mit Verve, gewürzt mit Witz und Ironie, präsentiert er seine erstaunlichen Ergebnisse und erzählt die spannende und höchst wechselhafte Geschichte der erotischen Literatur und ihrer teils vergessenen Autorinnen und Autoren neu.
(erschienen 2014)
Russ Kick (Hg.): The Graphic Canon I
Die größten Könner der Comicszene treffen auf die bedeutendsten Werke der Weltliteratur. Ein wilder Ritt durch die Kulturgeschichte.
Nichts kombiniert Sprache und Illustration auf so innovative Weise miteinander wie die Graphic Novel. The Graphic Canon wendet diese Kunst auf die definitiven Werke der Literaturgeschichte an und provoziert damit einen fulminanten Clash zwischen Klassiker und Comic. Dabei werden nicht nur die Klassiker selbst entstaubt, sondern auch ihr Spektrum voll ausgeschöpft: Homer, Shakespeare und Dante stehen neben indianischen Sagen, Gedichten aus dem alten China und dem Popol Vuh, dem heiligen Buch der Maya. Dieser erste von drei Bänden versammelt über 50 Werke, vom babylonischen Gilgamesch-Epos bis ins 18. Jahrhundert.
Jedes einzelne von einem anderen Comic-Künstler gestaltet, adaptiert und zu neuem Leben erweckt, darunter große Namen wie Will Eisner (The Spirit) und Robert Crumb (Fritz the Cat) und spannende Talente wie Molly Crabapple oder Gareth Hinds. Exklusiv für die deutsche Ausgabe illustriert Kat Menschik das Nibelungenlied. Eine einzigartige Sammlung individueller Kunstwerke und ein überbordendes Buch voller Witz, Schönheit und Fantasie, in dem man stundenlang versinken kann.
(erschienen 2013)
Russ Kick (Hg.): The Graphic Canon II
In Graphic Novels durchs Jahrhundert der Träume, Ängste und Phantasien.
Weltliteratur trifft auf die spannendsten Comic-Künstler unserer Zeit: Nie war das 19. Jahrhundert so bunt! Ein atemberaubender Querschnitt großer Werke der Literatur eines Jahrhunderts in neuer, frischer Form. Mit dabei: Austen, Goethe, Shelley, Wilde, Dostojewski, Poe, Nietzsche und viele, viele, viele mehr. 100 Jahre, die der modernen Literatur den Weg ebneten: Das 19. Jahrhundert hat wahnsinnig viel zu bieten, und der Graphic Canon bedient sich mit großer Lust und beiden Händen: Von Klassikern wie Poes Der Rabe, Dorian Gray und Moby Dick bis zu Entdeckungen wie Lewis Carrolls herrlich skurrilem Unsinnsgedicht Jabberwocky und Laurence Sternes schlüpfrig-komischem Tristram Shandy, die beide auf aufsehenerregende Weise adaptiert wurden.
Kaum einem anderen Buch gelingt es, altbekannten Meilensteinen der Literatur so viele neue, spannende Aspekte abzugewinnen und gleichzeitig die Augen seiner Leser zu öffnen für zahlreiche unbekannte Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler und Werke.bVon Romantik bis Fin de Siècle – ein aufsehenerregender, wilder Horizonterweiterer, mit über 40 Werken.
(erschienen 2015)
Reinhard Krüger: Der Stinkefinger
Vom Steinzeitkrieger bis zu Varoufakis – eine Geste, mit der man sich maximale Aufmerksamkeit sichert.
Prof. Reinhard Krüger erforscht seit Jahrzehnten die Welt der Körpersprache – und gibt uns in seinem rasanten, kompakten und reich illustrierten Büchlein erhellende Einblicke in die Welt obszöner Gesten, speziell des Stinkefingers; sie entstammt dem griechisch-römischen Kulturkreis, war seltsamerweise über Jahrhunderte fast verschwunden, bis im 20. Jahrhundert von Amerika aus eine steile Renaissance begann. Krüger beleuchtet nicht nur die Geschichte und Bedeutung der Geste, in welchen Ländern welche Gestenvarianten existieren, welche Künstler die Geste neu interpretierten oder welche Politiker mit dem Finger voran bewusst oder unbewusst in welche Fettnäpfchen traten. Das Buch klärt auch über rechtliche Konsequenzen der Geste auf – und erzählt, wie einst eine in Nordkorea gefangengesetzte amerikanische Schiffsbesatzung den Triumph ihrer Peiniger dadurch desavouierte, dass sie auf Propagandafotos den in Asien unbekannten Stinkefinger zeigten.
(erschienen 2016)
Klaus-Jürgen Liedtke (Hg.): Die Ostsee
Das große literarische Standardwerk zur Ostsee.
Autorinnen und Autoren aus 2000 Jahren erzählen und berichten von Reisen an Land und übers Meer, von Hansestädten und Dünenlandschaften, Geschichten und Geschichte, Schlachten und Schicksalen, florierendem Handel und Strandspaziergängen. Ein einzigartiges Buchprojekt über die Ostsee und alle angrenzenden Länder. Kanonische Texte der Weltliteratur und Beiträge unbekannterer Stimmen. Erzählungen, Gedichte, Romanauszüge, Briefe und Tagebucheinträge. Über Vergangenes und Gegenwärtiges, über wahre Begebenheiten und erfundene, von großen Taten und kleinen Momenten, von Fundstücken und regem Treiben. Ein literarisches Porträt einer durch die Ostsee verbundenen Region, das nationale Grenzen überwindet, weite Distanzen und Wassermassen überspannt, vergangene Welten mit heutigen Perspektiven verbindet. Von den ersten schriftlichen Erwähnungen der Ostsee in den Aufzeichnungen des Tacitus, über mittelalterliche Reiseberichte und nordische Sagas, von prägenden Denkern und großen Romanciers des 18. und 19. Jahrhunderts, über die vielfältigen Stimmen der Moderne, der Nachkriegsjahre bis heute. 128 Texte aus 2000 Jahren über Städte und Inseln, Reisen, Handel, Kriege, Liebe und Leben am und auf dem Meer.
(erschienen 2018)
Mark Schaevers: Orgelmann. Felix Nussbaum - ein Malerleben
Preisgekrönt und atemberaubend: Mark Schaevers’ Buch über das Leben und Werk von Felix Nussbaum ist grandios recherchiert – und so mitreißend geschrieben wie ein guter Roman.
1932 beziehen zwei der vielversprechendsten neuen Talente des deutschen Kunstbetriebs ihre Räume in der römischen Villa Massimo: Arno Breker und Felix Nussbaum. Die Stipendiaten sollen frei von finanziellen Sorgen in der Ruhe des Hauses ihre künstlerische Formensprache vervollkommnen. Doch der Lauf der Geschichte macht innerhalb weniger Monate den einen zum Großkünstler des Dritten Reichs und den anderen zu einem Entrechteten und Gehetzten. Als Goebbels im Mai 1933 der römischen Künstlervilla einen Besuch abstattet, ist Nussbaum schon von dort vertrieben. Für ihn und seine Frau beginnt eine rastlose Odyssee durch Europa, die über Italien nach Frankreich, dann nach Ostende und letztendlich nach Brüssel führt.
Auch in der Illegalität malt Nussbaum weiter, in seinen geheimen Ateliers entstehen unglaubliche Bilder. Die Beziehung zwischen Nussbaum und seiner Frau ist mehr denn schwierig – aber als er 1940 nach seiner ersten Verhaftung aus dem Lager St. Cyprien fliehen kann, kehrt er zu ihr nach Brüssel zurück. Am 20. Juni 1944 werden die beiden von der Gestapo aufgespürt, verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Nussbaum ist völlig vergessen. Erst nach und nach tauchen seine Bilder wieder auf und erst in den letzten Jahrzehnten wird die nachgerade ikonische Bedeutung seines künstlerischen Werks erkannt. Mark Schaevers ist es gelungen, das großartige Werk und das dramatische Leben Felix Nussbaums in einem mitreißenden Buch zu verewigen.
Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas.
(erschienen 2016)
Fredrik Sjöberg: Der Rosinenkönig
Vom Glück, sich ganz und gar in einer Sache zu verlieren.
Leser, dies ist ein seltsames Buch! Da verbringt einer Jahre damit, mit bedingungsloser Hingabe den um die halbe Welt verstreuten Spuren eines vergessenen Menschen nachzuforschen, der sich seinerseits mit bedingungsloser Hingabe den seltsamsten Passionen widmete. Leser, dies ist ein wunderbares Buch! Denn wenn Fredrik Sjöberg über Gustav Eisens turbulentes Leben (1847–1940) schreibt, schlägt er bizarrste erzählerische Kapriolen, schreibt über alles und nichts, und bleibt doch auch selbst noch in der skurrilsten Abschweifung immer beim Thema. Eisen verdanken wir, dass es noch Mammutbäume gibt (er gründete den Sequoia-Nationalpark), dass Strindberg studieren (und später seine Bücher schreiben) konnte, eine grandiose Korrespondenz mit Darwin über Regenwürmer (Eisen war der Gott der Regenwurmforschung), das Standardwerk über Rosinen (die er jahrelang in Kalifornien züchtete) und eins der größten und schwersten Bücher, die es überhaupt gibt – über einen Kelch (heute im Metropolitan Museum of Art zu bestaunen), den er für den Heiligen Gral hielt.
Vor allem aber ist er der Ausgangspunkt dieses wundersamen Buches, das selbst den Glanz jenes Glücks ausstrahlt, das nur dann entsteht, wenn man beschlossen hat, ganz für seine Passionen zu leben. Flankiert wird das staunenswerte Portrait eines vergessenen Universalgenies von Sjöbergs Erkundungsreise in die Welt der Sonderlinge, Sammler, Naturforscher und -bestauner. Und einmal mehr gelingt Sjöberg das fast Unmögliche: In einem Buch über einen bizarren Außenseiter sondiert er in Montaigne’scher Weisheit, was das Wesen des Unglücks, des Glücks, die Stellung des Menschen in der Natur und das Wesen des Einsseins mit sich und der Welt ausmacht.
Aus dem Schwedischen von Paul Berf.
(erschienen 2011)
Tilman Spreckelsen (Hg.): Königskinder
Ein Lese- und Trostbuch, gespeist aus dem ganz großen Stoff der Weltliteratur.
Es hätte klappen können, eigentlich sogar klappen müssen. Aber der Zug fuhr im falschen Moment los, die Rolltreppe in die andere Richtung, das Flugzeug kam einfach nicht an – oder der Regen hörte auf, noch bevor das entscheidende Wort gesprochen wurde. Jeder kennt sie, die winzigen Zufälle, die über ganze Lebens- und Liebesläufe entscheiden, das Zögern im falschen Moment, die Missverständnisse, Absprachepannen und Kommunikationsfehler: Was wäre gewesen, wenn ... Dieser Band versammelt 17 der herzzerreißendsten Liebesgeschichten der letzten beiden Jahrhunderte. Zwar enden die meisten eher tragisch – dazwischen aber ist’s zum Weinen schön. Und: Nur wer die Fährnisse des Lebens kennt, kann ihnen ausweichen. Da aber jedem Scheitern auch ein neuer Anfang innewohnt, bietet dieser Band am Ende Trost und Hoffnung. Denn in Jean-Paul Sartres Les jeux sont faits gilt das Gesetz: Wenn ein füreinander bestimmtes Paar im Leben nicht zusammenkommt, gibt es im Jenseits immer noch die zweite Chance …
(erschienen 2010)
Laurence Sterne: Eine Empfindsame Reise*
Das perfideste Buch der Weltliteratur in der kongenialen Neuübersetzung von Michael Walter.
Ganz Europa lag diesem Buch zu Füßen – und Deutschland dabei vorneweg. Mitten im Krieg macht sich ein Engländer seiner angeschlagenen Gesundheit wegen nach Frankreich auf und erlebt dort verschiedenste Gefühlsverstrickungen. Das ist der Plot. Wichtiger als der aber ist das Innenleben der Hauptfigur Yorick, eines »man of infinite jest«. In diesem Buch wird erstmals den Seelenregungen des Individuums aufs Genaueste nachgespürt – und der Erfolg des Romans war unglaublich: Er wurde europaweit ein Seller, Freundeskreise nannten sich nach den Figuren des Romans, »Yorick-Büsten« wurden aufgestellt, fabrikmäßig Andenken mit Motiven des Buches produziert, und eine ganze Epoche der deutschen Literatur heißt nach diesem Buch: die Empfindsamkeit. Sein Autor erweist sich in der als Meister der Zweideutigkeit: Während in seinem Vorgängerbuch Tristram Shandy noch anarchisch die Zote polterte und das Lachen fontänengleich aus der Bauchregion platzte, tuscht Sterne in der Empfindsamen Reise mit feinstem Pinselstrich subtile Erotik und leise Ironie. Nur wer genau liest, bemerkt, dass dort Literatur wird, was Sigmund Freud erst hundert Jahre später entdeckte: Das Leben des Menschen ist bestimmt von Sexualität. Sterne zeigt sich als der beste Psychologe seiner Zeit, weiß aber auch, dass er dieser eher prüden Zeit um ein Jahrhundert voraus ist – und lockt seine empfindsamen Leser auf vergnüglichste Weise in die Falle. Erstmalig überhaupt ist dies für deutsche Leser nun auch nachzuvollziehen – denn Michael Walters Neuübersetzung ist nicht nur kongenial – sie ist auch die erste deutsche Übersetzung, die nichts verschweigt.
Aus dem Englischen von Michael Walter.
(erschienen 2010)
* Der Roman ist als Einzelband der Sterne-Werkausgabe weiterhin lieferbar! Klick
Laurence Sterne: Tristram Shandy [broschierte Ausgabe]*
Der witzigste, bizarrste und komischste Roman aller Zeiten, der Ur-Roman der Moderne in Michael Walters kongenialer Übertragung.
»Wo ist der Mann von Verstand und Geschmack, dessen Seele einen Sinn für die Launen des Genies, für Witz und Ironie, für attisches, britisches, Cervantisches, Rabelais’sches, und (was feiner und pikanter ist als alle vier übrigen Arten) für Yoricksches Salz hat; wo ist, sag ich, ein solcher Mann, in dessen Händen Tristram Shandy nicht schon wäre, der nicht lieber alle seine übrigen Bücher, und seinen Mantel und Kragen im Notfall dazu, verkaufen wollte, um dieses in seiner Art einzige, dieses mit allen seines Verfassers Wunderlichkeiten und Unarten dennoch unschätzbare Buch anzuschaffen, von Stund an zu seinem Leibbuch zu machen, und solange darin zu lesen, bis alle Seiten davon so abgegriffen und abgenutzt sind, dass er sich – zum größten Vergnügen des Verlegers – ein neues anschaffen muss?«, fragte Christoph Martin Wieland im 18. Jahrhundert.
Und wir können heute unverändert dasselbe fragen: Ja, wo wäre er? Aber vor allem: Was hätte er die letzten Jahre gemacht, wenn er nicht so glänzend Englisch kann, dass er die genialisch-kniffligen Feinheiten und hochverzwickten Zweideutigkeiten des Originals versteht? Denn die einzig wirklich adäquate, die wahrhaft kongeniale Übersetzung dieses Ur-Buchs der komischen Literatur war jahrelang nicht lieferbar.
Aus dem Englischen von Michael Walter.
(erschienen 2015)
* Der Roman ist als Einzelband der Sterne-Werkausgabe weiterhin lieferbar! Klick
Laurence Sterne: Werkausgabe (3 Bände im Schuber)*
Laurence Sterne: Zum 250. Todestag des Urvaters des modernen Romans die erste deutsche Werkausgabe.
»Der freieste Schriftsteller aller Zeiten« (Nietzsche), »der Paganini der Abschweifungen« (Harry Rowohlt), »der schönste Geist, der je gewirkt hat« (Goethe) – ungezählt sind die Verneigungen, Kniefälle und Lobeshymnen auf den Erfinder des modernen Romans. Autoren von Lessing bis Diderot, von Sigmund Freud bis Nabokov, von Borges bis Mann, von Marias bis Arno Schmidt, von Rushdie bis Calvino verehrten ihn und lernten von ihm. Sternes Romane lesen sich heute noch so modern, überraschend und unglaublich komisch wie vor 200 Jahren und sind seit Erscheinen Grundbestand jedes guten Bücherschranks.
Freilich: außer dem Ewigkeitsklassiker Tristram Shandy und der Empfindsamen Reise gab es seit langer Zeit kaum etwas von ihm zu lesen. Und das, obwohl es einige kleine wunderbare Nebenwerke, und nachgelassene Schriften gab – und er zudem als einer der großen Briefautoren seiner Zeit gilt. Michael Walter, ausgezeichnet mit dem Europäischen Übersetzerpreis, hat nicht nur seine bisher bestehenden Übersetzungen nochmals überarbeitet – er hat auch Werke wie das Fragment in der Art des Rabelais, das Journal für Eliza, Sternes Selberlebensbeschreibung und alle Briefe Sternes (auf die dieser z.T. großen literarischen Ehrgeiz verwendete) ins Deutsche übertragen. Sterne, endlich (und erstmals) in seiner ganzen literarischen Breite!
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2018 in der Kategorie Übersetzung. Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis des Europäischen Übersetzerpreises der Stadt Offenburg 2018.
Aus dem Englischen von Michael Walter.
(erschienen 2018)
* Die einzelnen Bänder der Werkausgabe sind weiterhin lieferbar! Klick
Zischler, Hackethal, Eckert (Hg.): Die Erkundung Brasiliens
»Brasilien! Als träte man in ein unbekanntes Paradies …«
Brasilien im 19. Jahrhundert: Ein bislang unerschlossenes Land öffnet sich der Welt. Friedrich Sellow war einer der Ersten, der eintrat. In Brasilien beginnt der Aufbruch in die Unabhängigkeit, die brasilianischen Häfen öffnen sich erstmals seit Jahrhunderten dem Ausland. Einer der Ersten, die sich auf die Suche nach bisher unbekannten Völkern, Kulturen, Tieren und Pflanzen dorthin aufmachten, ist Friedrich Sellow. Länger als irgendwer sonst zieht er (oft im Alleingang) ohne festen Wohnsitz durch das Land, kein anderer Europäer wird es so gut kennenlernen. Er sammelt tausende Tiere und Pflanzen, die Eindrücke seiner Reise hält er in seinen erst kürzlich entzifferten Tagebüchern fest. Landschaften, Naturgegenstände und Portraits der indigenen Bevölkerung bringt der begnadete Zeichner eigenhändig zu Papier.
Sein Nachlass umfasst schließlich mehr als hundert Kisten. Doch der naturkundliche Schatz muss den Rückweg alleine antreten: Mit 42 Jahren ertrinkt Sellow im Rio Doce, nachdem sein Boot einen Felsen rammte. Die Erkundung Brasiliens. Friedrich Sellows unvollendete Reise ist das erste deutsche Buch über die Frühzeit der Erkundung Brasiliens, stellt Sellows Reisen in den Kontext anderer Expeditionen, liefert prächtiges Bildmaterial des damaligen Brasilien und breitet vor uns vor allem Sellows Leben und die Erträge seiner Reisen aus: seine bisher unerschlossenen und hier erstmals präsentierten Tagebücher, Texte und Bilder.
(erschienen 2013)