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Jakob Hein erhält den Grimmelshausen-Literaturpreis 2025

Teaserbild mit sechs Porträtfotos von Jakob Hein bei einer Lesung
© Helmut Schlaiß

Wir gratulieren unserem Autor Jakob Hein herzlich zur Auszeichnung mit dem Grimmelshausen-Preis 2025 für seinen Roman „Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste“. 

Die Jury, bestehend aus Beate Laudenberg, Jürgen Glocker und Wolfram Weimer, würdigte vor allem Heins Kunst, die beiden Staaten im Rahmen eines Schelmenromans gekonnt in ein satirisches Licht zu tauchen, ohne je in unreflektierte Stereotypen zu verfallen. Die Roman-Komödie um Grischas großen Haschisch-Deal entwickle, so die Jury, einen beträchtlichen erzählerischen Sog: „Die mit scheinbar leichter Hand dargebotene Geschichte führt zu politischen Turbulenzen auf höchster Ebene und ermöglicht es dem Autor, seinen phantastischen, durchaus neben der Spur angesiedelten Plot auf historische Ereignisse und Figu-ren zu projizieren. Das ergibt ein beträchtliches Lesevergnügen, das zu-dem ausgesprochen erhellend ist. Hein zeigt wie kaum ein anderer, dass die deutsche Literatur zu Witz, Komik und Humor in der Lage ist – was auf diesem Niveau äußerst selten vorkommt.“

Der Grimmelshausen-Preis wird seit 1993 alle zwei Jahre von den Städten Gelnhausen und Renchen und von den Bundesländern Baden-Württemberg und Hessen vergeben. Der Grimmelshausen-Preis und der Förderpreis werden am 22.10.2025 in Renchen verliehen.

Wir haben Jakob Hein zur Auszeichnung fünf Fragen gestellt, die er uns beantwortet hat. Das Interview finden Sie weiter unten auf dieser Seite. 

Fünf Fragen an Jakob Hein

Porträtfoto vom Schriftsteller Jakob Hein, der mit einem bunten Hemd an eine Wand gelehnt steht
© Urban Zintel

1. Herzlichen Glückwunsch zum Preis! Der Simplicissimus Teutsch ist ein Schelmenroman. Können Sie mit dem Genre etwas anfangen? Ist Grischa ein moderner Schelm?

Vielen Dank für die Glückwünsche, ich habe mich sehr gefreut! So wie Simplicius Simplicissimus passt auch Grischa nicht in das klassische Muster des Schelmen. Beide kommen aus gutem Hause, beide sind nicht krimininell und beide suchen und finden am Ende nicht die große Karriere, sondern finden ihr Glück im Ausstieg aus der Gesellschaft, die sie durchlebt haben. Insofern ist Grischa mehr ein moderner Nachfahre des Simplicissimus als des Schelmen.

2. Grischa arbeitet für die Planungskommission der DDR. Eignen sich Behörden besonders als Schauplätze von komischer Literatur?

Zweifellos. Nach einer der Definitionen von Komik besteht diese darin, dass wir Menschen voller Würde und Erhabenheit sein wollen, aber unsere Körper sind. In Ministerien, Ämtern und Behörden versuchen ganz normale Menschen gut funktionierende Maschinenteile zu geben. Die komischen Bruchstellen sind leicht zu finden.

3. Der Grimmelshausen Preis wird für einen bemerkenswerten Beitrag zur Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte verliehen. Die Legalisierung von Cannabis ist aber ein brandaktuelles Thema. Was erzählt uns Grischa über die Gegenwart?

Das sollen die Menschen, die das Buch lesen für sich herausfinden und definieren. Ich glaube, dass eine wissenschaftsbasierte Drogenpolitik ein guter Ansatz des Handelns wäre, darüber hinaus geht es Grischa auch darum, mit vollem Optimismus Wege und Möglichkeiten zu entdecken, wo andere nur Mauern sehen können.

4. Ihr neues Buch ist ein Roman, Grischa eine fiktive Figur. Wie viel deutsch-deutsche Geschichte steckt trotzdem darin?

Alles darin ist recherchiert bis hin zu den Fußbodenbelägen in der Staatlichen Planungskommission. Lediglich der Kern der Handlung ist nicht historisch belegt.

5. Grimmelshausen war nicht nur Autor, sondern zunächst Soldat, dann Verwalter und Gastwirt. Sie wussten schon als Kind, dass sie Kinder- und Jugendpsychiater werden wollen. Wann war Ihnen klar, dass Sie auch Autor sind?

Ich durfte 2004 die „Rede eines jungen Schriftstellers für seinen alten Verlag“ vor hunderten Menschen aus der Verlagsbranche halten. Seitdem glaube ich, dass ich Schriftsteller bin.
Denn würde ich das Zitat von Thomas Mann jeden Tag unterschreiben: „Ein Schriftsteller ist ein Mensch, dem das Schreiben schwerer fällt als allen anderen Leuten.“

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