
Spannende Einblicke in Jacqueline Kornmüllers Familienalbum

Reisen Sie mit uns in Linas Vergangenheit
Jacqueline Kornmüller verwandelt die Erinnerung an ihre Großmutter Lina in Literatur. Sie erzählt die Geschichte einer starken, unbeugsamen Frau, die das Glück selbst in die Hand nimmt und einfach nicht mehr loslässt.
»Meine Großmutter war eine leidenschaftliche Lottospielerin, das ist begründet in der Tatsache, dass sie als Kind eine Art von Armut erlebte, die so bitter war, dass sie noch am Ende ihres Lebens zu mir sagte: So eine Armut, wie ich sie als Kind erlebt habe, gehört verboten.«
Bayern in den 1920er Jahren. Bei ihrer ersten Anstellung darf Lina in der Küche nur die Kupferkessel waschen. Doch bald wendet sich das Blatt, durch eine Hintertür betritt sie die Bühne des Clausings, Lieblingshotel der Ufa im Luftkurort Garmisch. Das Kommen und Gehen der Gäste, das Empfangen, das Wünsche erfüllen, all das versteht Lina als Chance, ihrer Realität zu entkommen. Und schon bald verhilft ein Zufall ihr zu einem eigenen Hotel. Es kommen arbeitsreiche, schicksalsschwere Jahre. Aber wenn Lina auf der Veranda der Amalie ihre Lottoscheine ausfüllt, steckt sie alle an, mit ihrem unbedingten Glauben an das Glück.
Nicht nur ist 6 aus 49 schon jetzt Buchhändlerliebling, auch uns im Verlag hat das Glücksfieber gepackt. Wir freuen uns deswegen besonders, zusammen mit Ihnen in die Welt von 6 aus 49 abzutauchen. Die Fotografien aus Jaqueline Kornmüllers Familienalbum zeigen uns einen persönlichen Blick auf die Zeit und die Menschen, die ihre Erzählung so besonders machen.

Lina und Maria
»Plötzlich sei die da gestanden, die Maria. Auch im Service gelandet, genau wie Lina. Maria wurde schnell verlegen, die ganze Serviererei war ihr peinlich. Abgrundtief peinlich. Dieser ganze Aufzug. Schwarze Tracht mit weißer Schürze und Häubchen. Maria wäre am liebsten im Boden versunken. Maria war schüchtern, und der Umgang mit Menschen fiel ihr lange nicht so leicht wie Lina. Manchmal brachte sie keinen Ton heraus. Stand da, lächelte und stotterte herum. Lina lachte. Ja, sie waren verschieden. Total verschieden. Die Offenheit Linas übertraf bei Weitem die von Maria, aber dessen ungeachtet freundeten sich die beiden jungen Frauen an. […] Maria war für Lina wie eine Schwester. Sie mochte sie, von Beginn an.«
(Aus 6 aus 49, S. 27)

Hedy
»Hedy hatte im Bunten Haus eine Bücherei, eine kleine Leihbücherei. Sie hatte die Bücherei in einem der vielen Treppenaufgänge eingerichtet. Nicht, dass dort sehr viele Bücher ausgeliehen wurden, und nicht, dass Lina dort sehr viele Bücher ausgeliehen hätte. Da war zu wenig Zeit zum Lesen. Manchmal vor dem Zubettgehen vielleicht. Da gingen sich ein paar Zeilen aus.«
(Aus 6 aus 49, S. 35)
Hotel Amalie

»Ich habe eine alte Fotografie der Amalie, da ist die Höllentalstraße noch ein unbefestigter Feldweg, das Haus liegt umgeben von Tannen mitten auf einer Wiese. Auf der oberen Terrasse der Amalie sitzt ein Paar. Ein Zeitung lesender Mann sitzt neben einer lachenden Frau. Der Kleidung nach müsste die Fotografie Anfang des letzten Jahrhunderts aufgenommen worden sein. Da wusste das letzte Jahrhundert noch gar nichts von sich selbst, wusste nicht, was einmal aus ihm werden würde, und die Frau auf der oberen Terrasse konnte noch gut lachen. Auch die Zeitung, die der Mann las, wusste noch nichts von den erschreckenden Nachrichten, die das junge Jahrhundert bald ereilen würden.«
(Aus 6 aus 49, S. 40)